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Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie fordert gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit. Der Begriff “gleichwertig” erfordert objektive Bewertung. Unternehmen müssen nachweisen können, dass unterschiedliche Positionen nach einheitlichen, diskriminierungsfreien Kriterien bewertet wurden.

Etablieren Sie jetzt rechtssichere Gleichwertigkeitsbewertung.

Viele Unternehmen unterschätzen die Beweisanforderungen. Subjektive Einschätzungen oder historisch gewachsene Strukturen genügen nicht. Dieser Artikel erklärt die methodischen und juristischen Anforderungen an valide Gleichwertigkeitsbewertung.

Die Kriterien gleichwertiger Arbeit

EU-Vorgaben zur Gleichwertigkeit

Die Richtlinie definiert vier Bewertungskategorien für Arbeit:

  1. Qualifikation und Fähigkeiten
    • Formale Ausbildung (Lehre, Matura, Studium, Promotion)
    • Berufliche Qualifikationen und Zertifikate
    • Erforderliche Berufserfahrung
    • Spezialisierte Fachkenntnisse
    • Soziale und kommunikative Kompetenzen
  2. Verantwortung
    • Personalverantwortung (Anzahl geführter Mitarbeitender)
    • Budgetverantwortung (Höhe des verwalteten Budgets)
    • Entscheidungskompetenz (Tragweite und Autonomie)
    • Verantwortung für Betriebsmittel und Anlagen
    • Haftungsrisiken
  3. Belastung
    • Körperliche Beanspruchung
    • Psychische Belastung (Stress, Zeitdruck, Komplexität)
    • Arbeitsbedingungen (Lärm, Hitze, Gefahren)
    • Arbeitszeit (Schicht, Nacht, Wochenende, Bereitschaft)
    • Konzentrations- und Aufmerksamkeitserfordernisse
  4. Arbeitsbedingungen
    • Physisches Arbeitsumfeld
    • Mobilität und Reiseerfordernis
    • Flexibilitätsanforderungen
    • Soziale Arbeitsbedingungen
    • Work-Life-Balance-Faktoren

Gleichwertig bedeutet nicht identisch

Zwei Positionen müssen nicht in allen Details übereinstimmen, um gleichwertig zu sein. Entscheidend ist die Gesamtbetrachtung.

Beispiel gleichwertiger Positionen:

  • Position A: Produktionsleiter mit 20 Mitarbeitenden, Schichtbetrieb, hohe körperliche Belastung, mittlere formale Qualifikation
  • Position B: IT-Projektleiter mit 15 Mitarbeitenden, normale Arbeitszeit, hohe psychische Belastung, hohe formale Qualifikation

Unterschiedliche Profile können zur gleichen Gesamtwertigkeit führen. Systematische Bewertung macht dies transparent und nachvollziehbar.

Bewertungslogik und Methodik

Analytische Stellenbewertung

Analytische Verfahren zerlegen Positionen in bewertbare Teilaspekte. Jeder Aspekt erhält Punkte. Die Gesamtpunktzahl bestimmt die Wertigkeit.

Standardverfahren:

  • Hay-Methode (Know-how, Problem Solving, Accountability)
  • Kienbaum-Methode (Wissen, Denken, Verantwortung, Arbeitsbedingungen)
  • Mercer IPE (Input, Process, Output, Working Conditions)
  • Eigenentwicklungen auf Basis der vier EU-Kategorien

Beispiel-Bewertungsschema

Kategorie 1: Qualifikation (0-300 Punkte)

  • Ausbildungsniveau: 0-150 Punkte
    • Pflichtschule: 20 Punkte
    • Lehre/Berufsschule: 60 Punkte
    • Matura: 100 Punkte
    • Bachelor: 120 Punkte
    • Master: 140 Punkte
    • Promotion: 150 Punkte
  • Berufserfahrung: 0-100 Punkte
    • 0-2 Jahre: 20 Punkte
    • 3-5 Jahre: 40 Punkte
    • 6-10 Jahre: 60 Punkte
    • 11-15 Jahre: 80 Punkte
    • 16+ Jahre: 100 Punkte
  • Spezialkenntnisse: 0-50 Punkte

Kategorie 2: Verantwortung (0-400 Punkte)

  • Personalverantwortung: 0-150 Punkte
    • Keine: 0 Punkte
    • 1-5 MA: 50 Punkte
    • 6-15 MA: 100 Punkte
    • 16-50 MA: 130 Punkte
    • 50+ MA: 150 Punkte
  • Budgetverantwortung: 0-150 Punkte
    • Unter 100.000 Euro: 30 Punkte
    • 100.000-500.000 Euro: 70 Punkte
    • 500.000-2 Mio. Euro: 110 Punkte
    • 2-10 Mio. Euro: 140 Punkte
    • Über 10 Mio. Euro: 150 Punkte
  • Entscheidungskompetenz: 0-100 Punkte

Kategorie 3: Belastung (0-200 Punkte)

  • Körperliche Belastung: 0-70 Punkte
  • Psychische Belastung: 0-70 Punkte
  • Arbeitszeitbelastung: 0-60 Punkte

Kategorie 4: Arbeitsbedingungen (0-100 Punkte)

  • Arbeitsumfeld: 0-50 Punkte
  • Mobilität/Reisen: 0-50 Punkte

Gesamtpunktzahl: 0-1000 Punkte

Positionen mit ähnlicher Punktzahl gelten als gleichwertig (Toleranz: ±50 Punkte).

Entwickeln Sie mit uns Ihr Bewertungssystem.

Gewichtung der Kategorien

Die vier Kategorien müssen nicht gleich gewichtet werden. Die Gewichtung sollte Unternehmensspezifika reflektieren.

Beispiel Produktionsunternehmen:

  • Qualifikation: 25%
  • Verantwortung: 35%
  • Belastung: 30%
  • Arbeitsbedingungen: 10%

Beispiel Beratungsunternehmen:

  • Qualifikation: 35%
  • Verantwortung: 35%
  • Belastung: 20%
  • Arbeitsbedingungen: 10%

Entscheidend: Die Gewichtung muss vor der Bewertung festgelegt werden und gilt einheitlich für alle Positionen.

Jobfamilien als Strukturierungsprinzip

Definition und Nutzen

Jobfamilien gruppieren Positionen mit ähnlichen Anforderungsprofilen. Sie erleichtern Vergleiche und schaffen Übersichtlichkeit.

Typische Jobfamilien:

  • Verwaltung: Assistenz, Sachbearbeitung, Administration
  • Vertrieb: Innendienst, Außendienst, Key Account Management
  • Produktion: Produktionsmitarbeiter, Schichtführer, Produktionsleiter
  • Technik: Wartung, Instandhaltung, technische Planung
  • IT: Support, Entwicklung, Systemadministration, IT-Management
  • F&E: Entwicklungsingenieure, Projektleiter, Forschungsleiter
  • Finanzen: Buchhaltung, Controlling, Treasury
  • HR: Personaladministration, Recruiting, Personalentwicklung

Hierarchieebenen innerhalb Jobfamilien

Kombinieren Sie Jobfamilien mit Hierarchieebenen:

Ebene 1: Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung Ebene 2: Spezialist/Senior Mitarbeiter (Fachkarriere) Ebene 3: Teamleiter (bis 10 Mitarbeitende) Ebene 4: Abteilungsleiter (10-50 Mitarbeitende) Ebene 5: Bereichsleiter (50+ Mitarbeitende)

Matrix aus 8 Jobfamilien × 5 Hierarchieebenen = 40 Kategorien. Nicht alle Zellen sind besetzt (z.B. keine “Bereichsleiter Assistenz”).

Gleichwertigkeit über Jobfamilien hinweg

Ein erfahrener Spezialist (Ebene 2) in Jobfamilie A kann gleichwertig sein mit einem Teamleiter (Ebene 3) in Jobfamilie B, wenn die Gesamtpunktzahl ähnlich ist.

Beispiel:

  • Senior IT-Spezialist: 520 Punkte (hohe Qualifikation, mittlere Verantwortung)
  • Teamleiter Verwaltung: 510 Punkte (mittlere Qualifikation, höhere Verantwortung)

Diese Positionen sind gleichwertig. Wenn das Gehalt des IT-Spezialisten 15% höher liegt, ist dies begründungspflichtig.

Dokumentation: Der juristische Schutzschild

Was dokumentiert werden muss

Vollständige Dokumentation umfasst:

  1. Bewertungsmethode
    • Beschreibung des Systems
    • Definitionen aller Kriterien
    • Punkteschemata
    • Gewichtungen
    • Begründung der Methodenwahl
  2. Bewertungsergebnisse
    • Punktzahl je Position und Kriterium
    • Gesamtpunktzahl
    • Zuordnung zu Jobfamilie und Hierarchieebene
    • Zuordnung zu Gehaltsband
  3. Bewertungsprozess
    • Wer hat bewertet? (Namen, Rollen)
    • Wann erfolgte die Bewertung? (Datum)
    • Wurde Konsens erzielt? (Mehraugenprinzip)
    • Gab es Abweichungen/Diskussionen? (Protokoll)
  4. Stellenbeschreibungen
    • Aktuelle Stellenbeschreibung für jede Position
    • Aufgaben und Verantwortlichkeiten
    • Anforderungsprofil
    • Organisatorische Einbindung
  5. Validierung
    • Plausibilitätsprüfungen durchgeführt?
    • Feedback von Führungskräften eingeholt?
    • Abstimmung mit Betriebsrat?
    • Externe Validierung? (Optional, aber empfehlenswert)

Aufbewahrungspflicht

Bewahren Sie alle Unterlagen mindestens 5 Jahre auf. Bei Rechtsstreitigkeiten müssen Sie die Bewertung zum damaligen Zeitpunkt nachweisen können. Nachträgliche Änderungen sind problematisch.

Aktualisierung der Bewertung

Überprüfen Sie Stellenbewertungen regelmäßig:

  • Bei wesentlichen Änderungen der Aufgaben
  • Bei Organisationsveränderungen
  • Mindestens alle 3-5 Jahre Gesamtüberprüfung

Dokumentieren Sie jede Neubewertung vollständig. Begründen Sie Veränderungen gegenüber der Vorbewertung.

Die Rolle der Datenanalyse

Plausibilitätsprüfung durch Datenanalyse

Statistische Analysen validieren Ihre Bewertung:

Test 1: Korrelation Punktzahl-Gehalt Höhere Punktzahlen sollten mit höheren Gehältern korrelieren. Berechnen Sie den Korrelationskoeffizienten (Zielwert: r > 0,7).

Wenn keine Korrelation besteht, stimmt entweder die Bewertung nicht oder die Gehälter sind nicht systematisch.

Test 2: Gehaltsbänder vs. Bewertungsbänder Gruppieren Sie Positionen nach Punktzahl in Bänder (0-100, 101-200, etc.). Vergleichen Sie mit tatsächlichen Gehaltsbändern. Überlappung sollte hoch sein.

Test 3: Ausreißer identifizieren Welche Positionen haben deutlich höhere/niedrigere Gehälter als ihre Bewertung erwarten lässt? Gibt es objektive Gründe? (Marktverfügbarkeit, Retention-Risiko, besondere Expertise)

Gender Pay Gap nach Gleichwertigkeit

Berechnen Sie den Gender Pay Gap für Positionen mit gleicher Punktzahl:

  • Alle Positionen 400-450 Punkte: GPG = ?
  • Alle Positionen 451-500 Punkte: GPG = ?
  • etc.

Innerhalb gleicher Wertigkeitsbänder sollte der Gap minimal sein (unter 2%). Höhere Gaps deuten auf Diskriminierung hin.

Regression auf Bewertungskriterien

Erweiterte Analyse: Regressionsmodell

Gehalt = β₀ + β₁×Qualifikationspunkte + β₂×Verantwortungspunkte + β₃×Belastungspunkte + β₄×Arbeitsbedingungen + β₅×Geschlecht + ε

Der Koeffizient β₅ zeigt den Gehaltsunterschied nach Kontrolle aller Bewertungskriterien. Dies ist der bereinigte Gender Pay Gap.

Wenn β₅ signifikant negativ ist, verdienen Frauen bei gleicher Bewertung weniger. Dies erfordert sofortige Korrektur.

Lassen Sie uns Ihre Bewertung datenbasiert validieren.

Herausforderungen und Lösungen

Herausforderung 1: Subjektivität bei Bewertung

Problem: Verschiedene Bewerter kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Lösung:

  • Mehraugenprinzip: Mindestens 2 Personen bewerten unabhängig
  • Bewerterschulung: Intensive Einarbeitung in Kriterien
  • Kalibrierungssessions: Gemeinsame Diskussion von Testfällen
  • Stichproben durch externes Consulting zur Objektivierung

Herausforderung 2: Gleichwertigkeitsbewertung traditionell männlicher vs. weiblicher Berufe

Problem: Männlich dominierte Tätigkeiten (Produktion, Technik) werden oft höher bewertet als weiblich dominierte (Verwaltung, Pflege), obwohl Anforderungen vergleichbar sind.

Ursache: Historische Unterbewertung “typisch weiblicher” Fähigkeiten (soziale Kompetenz, Koordination, präzise Detailarbeit).

Lösung:

  • Explizite Bewertung sozialer und kommunikativer Kompetenzen
  • Psychische Belastung gleichwertig zu körperlicher Belastung gewichten
  • Externe Validierung durch unabhängige Experten
  • Sensibilisierung der Bewerter für Gender Bias

Herausforderung 3: Marktgehälter vs. interne Gleichwertigkeit

Problem: Position A und B sind gleichwertig bewertet, aber der Markt zahlt für A deutlich mehr als für B. Darf das Unternehmen unterschiedlich vergüten?

Rechtliche Situation: Marktgegebenheiten können unterschiedliche Vergütung rechtfertigen, aber nur temporär und transparent. Langfristig muss interne Fairness wiederhergestellt werden.

Lösung:

  • Dokumentieren Sie Marktanalysen als objektive Begründung
  • Definieren Sie maximale Abweichung (z.B. 15% vom Gehaltsband)
  • Legen Sie Anpassungszeitraum fest (z.B. 3 Jahre schrittweise Angleichung)
  • Kommunizieren Sie transparent

Herausforderung 4: Individuelle Leistung vs. Gleichwertigkeit

Problem: Bei gleichwertigen Positionen können individuelle Leistungsunterschiede bestehen.

Lösung:

  • Gleichwertigkeit bestimmt das Gehaltsband
  • Individuelle Leistung bestimmt die Position innerhalb des Bands
  • Transparente Leistungskriterien etablieren
  • Sicherstellen, dass Leistungsbeurteilung diskriminierungsfrei ist

Praktische Umsetzung

Schritt 1: Pilot-Bewertung

Starten Sie mit 20-30 repräsentativen Positionen:

  • Verschiedene Jobfamilien
  • Alle Hierarchieebenen vertreten
  • Mix aus männlich/weiblich dominierten Bereichen

Testen Sie Ihr Bewertungssystem. Justieren Sie bei Bedarf.

Schritt 2: Vollständige Bewertung

Bewerten Sie alle Positionen systematisch:

  • Arbeiten Sie sich jobfamilienweise vor
  • Nutzen Sie standardisierte Formulare
  • Dokumentieren Sie jeden Schritt
  • Kalibrieren Sie regelmäßig zwischen Bewertern

Schritt 3: Datenvalidierung

Prüfen Sie Ergebnisse statistisch:

  • Korrelation mit Gehältern
  • Gender Pay Gap nach Wertigkeitsstufen
  • Ausreißeranalyse
  • Plausibilitätschecks mit Führungskräften

Schritt 4: Integration in Vergütung

Verknüpfen Sie Bewertung mit Gehaltsbändern:

  • Positionen gleicher Wertigkeit im gleichen Band
  • Dokumentieren Sie Ausnahmen und Begründungen
  • Planen Sie notwendige Anpassungen

Schritt 5: Laufende Pflege

Etablieren Sie Prozesse:

  • Neubewertung bei Stellenänderungen
  • Regelmäßige Gesamtüberprüfung (3-5 Jahre)
  • Update der Dokumentation
  • Schulung neuer Führungskräfte

Was Upstyle Consulting leistet

Upstyle Consulting entwickelt rechtssichere Gleichwertigkeitsbewertungen nach höchsten methodischen Standards.

Unser Service umfasst:

  • Entwicklung eines unternehmensspezifischen Bewertungssystems
  • Schulung Ihrer Bewerter
  • Durchführung oder Begleitung der Bewertung
  • Statistische Validierung der Ergebnisse
  • Identifikation und Korrektur von Gender Bias
  • Vollständige Dokumentation für Rechts- und Auditsicherheit
  • Integration in Ihre Vergütungsstrukturen

Sie erhalten ein System, das EU-Anforderungen erfüllt und intern akzeptiert wird. Unsere 25-jährige Erfahrung in Stellenbewertung und Vergütung sichert methodisch exzellente und praktikable Ergebnisse.

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Upstyle Consulting GmbH
Dr. Conrad Pramböck
Tel: +43 676 534 12 57
E-Mail: cp@upstyle-consulting.com
Wipplingerstraße 13/9, 1010 Wien

Stand: Dezember 2025. Dieser Artikel basiert auf der EU-Entgelttransparenzrichtlinie (EU 2023/970). Die nationale Umsetzung in Österreich steht aus (Frist: Juni 2026). Wir aktualisieren unsere Inhalte laufend, sobald das österreichische Gesetz verabschiedet wird.

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Upstyle Consulting ist ein führender Anbieter für Entgelttransparenz, Equal Pay und moderne Vergütungsberatung. Das Unternehmen unterstützt Organisationen bei der Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie und entwickelt faire, nachvollziehbare und wettbewerbsfähige Vergütungssysteme.

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Upstyle Consulting kombiniert datenbasierte Analysen mit strategischer Beratung und begleitet Unternehmen von der ersten Diagnose bis zur erfolgreichen Implementierung transparenter Vergütungsmodelle.

Fazit: Herausforderungen meistern, Mitarbeiter binden, Unternehmen stärken

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